Abschlussrede
2014 für den Jahrgang 10
Als
Schulleiter der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck
begrüße ich sie alle herzlich zur diesjährigen
festlichen Abschlussfeier unseres Abschlussjahrgangs 10. Alle
Menschen, die in unserem vollbesetzten Theater sitzen haben einen
Grund gemeinsam zu feiern. Ich begrüße also große
Teile des Kollegiums der EGG sowie Schülerinnen und Schüler
unseres elften Abschlussjahrgangs in der Sekundarstufe I mit ihren
Familien und mit ihren Freunden – Herzlich willkommen!
„Zwei
Dinge sind unendlich“, hat Albert Einstein einmal gesagt, „das
Universum und die menschliche Dummheit“, nur beim Universum sei
er sich noch nicht ganz so sicher. Nach 10 Jahren Schule blicken
einige nun also zurück und fragen sich: Stand dieses Motto
vielleicht auch über unserer bisherigen Schulzeit in großen,
drohenden Lettern?
Durch
die ZAP-10 haben aber sicher alle Schülerinnen und Schüler
der EGG lernen können (welch ein Glück, dass wir solche
Abschlussprüfungen haben dürfen), dass es so etwas wie eine
rhetorische Fragestellung gibt, die einen ernsthaften Hintergrund
vermitteln will, aber nicht zwingend direkt übertragen werden
muss.
Also
zurück mit einem Blick in die Vergangenheit: Vor nicht ganz 6
Jahren habt ihr schon einmal mit euren Eltern in diesem Theater
gesessen. 150 Jungs und Mädels mit bunten Tornistern, die am
liebsten schreiend und lärmend umher liefen und für die
Zehntklässler fast genauso alt waren, wie die eigenen Eltern.
Mit größter Spannung erwartet wurde seinerzeit die
Aufteilung in die neuen Klassengemeinschaften und die Frage, welche
Klassenlehrer man bekommen würde. Seitdem habt ihr an der EGG
zusammen mehr erlebt, als diese Rede fassen würde.
Und
dafür steht stellvertretend eine Zahl: 18360 ! (18x170x6) –
ja 18360 mal. So oft ungefähr habt ihr in den letzten sechs
Jahren den Klang des Pausengongs vernommen. Er hat Beginn und Ende
von mehr als 6100 Einheiten portionierter Bildung zu je 60 Minuten
angezeigt. Hier sitzen also auf die einzelnen knapp 160 Zehntklässler
heruntergebrochen rund eine Millionen miterlebter Unterrichtsstunden
allein an der EGG.
Und
nicht nur das: Der Pausengong hat den Startschuss für etwa 140
Klassenarbeiten in der Sekundarstufe I gegeben und hat nach jeweils
viel zu kurzer Entspannung in den Pausen so manches Gespräch
abrupt beendet (oder eben auch nicht…).
Er
hat euch aber auch nachmittags wieder „in die Freiheit
entlassen“ und jeden Sommer mit einem letzten Gong viele
Wochen unbeschwerten Lebens geschenkt. Ja, sechs Jahre lang habt ihr
an der EGG im Takt dieses Gongs gelebt, sechs Jahre hat der Gong
Freud und Leid geschenkt – sechs Jahre in denen sich vieles für
alle hier Anwesenden verändert hat. Umso stolzer sind wir an der
EGG darauf, dass tatsächlich der größte Teil von euch
sich der Diktatur dieses Gongs für weitere drei Jahre freiwillig
unterwerfen will.
Mindestens
gleichwertig neben dieser unterrichtlichen Dimension unseres
schulischen Lebens stehen jedoch auch andere Formen des individuellen
und gemeinsamen Lernens an der EGG, ob dies Sponsorenläufe,
Sport- oder Schulfeste, Projektwochen, Klassenexkursionen und
jährliche Klassenfahrten, Gottesdienste und Andachten, eine
religiöse Schulwoche, Franziskanerklosterbesuch oder
Bläserklassenunterricht, Musikkonzerte, freiwillig gewählte
Arbeitsgemeinschaften oder aufgesuchte Mittagsangebote sind oder
einfach nur die Vielzahl an Gesprächen mit Mitschülern,
Lehrern oder anderen Menschen aus dem Schulleben der EGG, denen ihr
euch mitteilen konntet.
In
diesem Sinne hoffe ich, dass euch die letzten Jahre an der EGG
qualifiziert haben, auch für euer weiteres berufliches Leben.
Aus der Wissenschaft wird prognostiziert, dass die meisten heutigen
Schulabgänger, während ihres Berufslebens mindestens 3-4
mal ihren Beruf aufgrund der Schnelllebigkeit unserer Zeit wechseln
werden und viele von euch in 10 Jahren in Berufen arbeiten werden,
die es heute noch gar nicht gibt. Um diese Zukunft meistern zu
können, muss man eine Fähigkeit besonders ausgeprägt
gelernt haben, nämlich die das ganze Leben lang zu lernen. Dazu
gehört auch die Fähigkeit mit anderen zusammen zu arbeiten.
Hinzu kommen eine positive Einstellung zum Lernen und zum Leben, die
Bereitschaft Risiken einzugehen und Fehler nicht als etwas Schlimmes,
sondern als Hilfe zu betrachten. Wir hoffen, dass wir euch an der EGG
mit diesen Fähigkeiten und mit diesen Kompetenzen ausgestattet
haben, die ja auch allen von euch in den nächsten drei Jahren,
wenn ihr nach den Sommerferien in Richtung Abitur aufbrecht und
weitere Schulgongzeiten sammelt, zu Gute kommen kann.
Aber
unabhängig davon, ob sich unsere Wege nun trennen oder noch
einige Jahre weiter gehen werden, wünsche ich euch, dass eure
Zeit an der EGG irgendwann rückblickend zu den guten Zeiten
eures Lebens gehören mag und dass ihr weitere gute Zeiten folgen
mögen. Ihr habt diese Schule mit Leben gefüllt, euer Geist
und eure Fröhlichkeit haben sie mit geprägt. Ich sage im
Namen der EGG: Herzlichen Dank !
Bei
Ihnen, liebe Eltern, bedanke ich mich für das geschenkte
Vertrauen, für kritische Fragen, ermutigende Rückmeldungen
und für alle Unterstützung in den letzten 6 Schuljahren
ihrer Kinder. Vielleicht wollen einige von Ihnen unsere Schule
weiterhin unterstützen, indem sie einfach Mitglied im
Förderverein bleiben – das wäre eine schöne
Geste. Vielleicht möchten Sie auch zukünftig zu besonderen
Veranstaltungen eingeladen werden (Konzerte, Feste) dann liegt nach
den Feierlichkeiten in der Oase eine Liste aus, in der sie sich mit
ihrer Mailadresse eintragen können. Ich würde mich freuen,
wenn es uns gelänge hier nach und nach auch etwas für
Ehemalige aufzubauen. Die letztgenannten Möglichkeiten gelten
selbstverständlich auch für ehemalige und gern gesehene
Schulleiter, was eine Gelegenheit dafür ist Harald Lehmann hier
herzlich zu begrüßen.
Euch,
liebe Kolleginnen und Kollegen – und damit sind insbesondere
die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer der letzten sechs Schuljahre
gemeint – danke ich für das andauernde Engagement, den
Langmut und die Freundlichkeit mit der ihr eure Schülerinnen und
Schüler in den letzten Jahren begleitet habt.
Ich
möchte zum Ende meiner Rede hin stellvertretend für alle
hier Sitzenden drei Schüler nach vorne bitten, die jeweils in
ihrem eigenen Abschluss das beste Zeugnis der Jahrgangsstufe 10
erzielt haben und denen ich als Widmung in das Buchpräsent
geschrieben habe:
„Herzlichen
Glückwunsch zum besten Zeugnis im Abschlussjahr 2014. Ich
wünsche dir viel Erfolg und Gottes Segen auf deinem weiteren
Weg.“ Volker Franken
Theofanis Stamatiu (10d + FOR)
Kevin
Lewandowski (10a + HA 10)
Nicola
Stecker (10d + FORQ)
Aber,
noch einmal zurück: Weshalb erinnert man sich an Menschen, wie
den eingangs zitierten Albert Einstein; weshalb bleiben sie im
Gedächtnis der Welt haften? Wir erinnern uns an solch große
Denker, weil sie mutig genug waren zu träumen, weil sie eine
Idee hatten und noch dazu die Entschlossenheit ihr auch zu folgen.
Das ist ein wichtiger Appell, den ich Menschen an der Schwelle eines
neuen Lebensabschnittes mitgeben kann: Habt den Mut eure Träume
zu verwirklichen, den Mut euch nicht abbringen zu lassen von
Miesmachern die euch begegnen werden, den Mut euren eigenen Weg zu
gehen. Denn, „wer träumt, dem wachsen Flügel“.
Übrigens ist auch der letzte Satz ein Zitat, wobei ich nicht
weiß, von wem er ursprünglich stammt.
Die
EGG verabschiedet sich in Dankbarkeit und Respekt von ihren
Schülerinnen und Schülern und deren Eltern, von denen uns
wie wir wissen auch viele für weitere Jahre erhalten bleiben.
Genießt diesen Tag. Es ist im Leben nicht oft so, dass man an
einem lange angestrebten Ziel angekommen ist. Danke!